Am 27.04.2012 musste ich schweren Herzens das warme Hotel Mama verlassen. Aber so richtig Lust hatte ich nicht und so bedurfte es einer ganz schön langen Wartezeit und ein wenig Homöopathie, um mich davon zu überzeugen, doch auszuziehen! So wurde ich mit 347g als "Nr. 5" geboren.
In den nächsten acht Wochen wuchs ich heran, lernte, auf den neuen Namen "Baby" zu hören (also mehr oder weniger), aber irgendwie nahm mich niemand wahr und so fanden 4 Geschwister ein neues Zuhause, nur meinen Bruder Loki und mich wollte vorerst niemand. Aber als wir dann nur noch 3 waren, konnte ich endlich meine wahren Talente entfalten: Mandy hinterherstapfen und meine Geschwister dominieren! Das macht Spaß!!! Als ich dann schon 10 Wochen alt war, kamen neue Leute, um doch noch einen von uns zu adoptieren. Aber die wollten unbedingt Loki, den alten Schleimer! Och, menno! Noch am selben Tag wieder neue Menschen, gewillt, einem Border-Baby Obdach zu gewähren. Platz da, jetzt komm ich! Die Chance lasse ich mir nicht entgehen!
Und so zog ich mit 12 Wochen und schon wieder einem neuen Namen "Merlin" in mein damaliges Zuhause nach Plodda. Das Tolle ist, das meine Züchtermutti mich in der Erziehung meiner Menschenmutti unterstützt! Gemeinsam bringen wir der schon bei, wie sie bei mir Fuß geht... Wir machen dann laaangweilige Unterordnung, aber auch viele Sachen, die richtig fetzen, wie Mutti im Wald suchen (die nennen das "Mantrailing"), Futter auf einem Feld suchen ("Fährtenarbeit"), Beute suchen und der Mutti bringen ("Dummytraining"), oder aber ich tanze zusammen mit Mutti und wir "Trick-sen" ein wenig. Außerdem sind wir ganz oft auf Ausstellungen. Dort treffe ich dann ganz viele Kumpel und muss hübsch aussehen - und das tue ich ja wohl ohne Frage! Nur immer dieses Baden vorher...da gebe ich mir solche Mühe und plantsche in allem, was nass ist, aber die Mutti steckt mich trotzdem in die Wanne.
Man sagt mir nach, ich sei eine richtige Frohnatur: ich hab immer gute Laune, kenne keine Angst und hab an allem Spaß! Ich mag alles, was lebt: Andere Hunde, auch, wenn sie noch ganz klein sind. Andere Tiere, besonders, wenn sie wegrennen. Und Menschen - egal ob ganz jung oder ganz alt, Hauptsache, die haben eine Hand, die mich streichelt!
Ich bin Miriam Schöttge und in dem kleinen Dorf namens Plodda (genauer: Muldestausee, OT Plodda) in Sachsen-Anhalt aufgewachsen. Tiere gehörten schon immer zu meinem Leben und weil ich kein Pferd haben durfte, hielt ich eben Weinbergschnecken, Zwergpapageien, ein Frettchen und schließlich einen Hund: meinen Lumpi! Ich war die Erste, die die Welpen auf dem Reiterhof in der Hundehütte entdeckte und sah ihn in den Sommerferien 1995 jeden Tag, bis wir ihn schließlich mit 12 Wochen zu uns holten. Er war mein Seelenhund, wir gingen zusammen durch dick und dünn, er stand mir 16 Jahre lang immer treu zur Seite.
Nach dem Abitur 2004 bestand kein Zweifel in meiner Berufswahl: Tierärztin! Klar, was sonst? Also zog ich nach Leipzig und studierte meinen Traumberuf bis 2010. Anschließend ging es nach Crimmitschau, um dort als praktische Tierärztin das erste eigene Geld zu verdienen.
Doch alles kam anders, als ich es mir vorgestellt hatte: Ende Mai 2011 ging es Lumpi plötzlich gar nicht gut und die Arbeit fraß mich auf. Kurzentschlossen kündigte ich, zog zurück nach Plodda und pflegte Lumpi die letzten 4 Wochen seines Lebens. Am 24.06.2011 musste ich ihn über die Regenbogenbrücke gehen lassen und die Leere, die er hinterließ, war unerträglich! 3 Wochen lang verkroch ich mich heulend im Bett, konnte weder schlafen noch essen. Und obwohl ich mir geschworen hatte, in diesem Jahr keinen Hund mehr zu haben, fing ich dann an, mich im www wenigstens einmal umzusehen...
Von Anfang an stand fest: mittelgroß und langhaarig soll er sein. Da bleibt ja dann nicht mehr so viel übrig. Also ein Border Collie! Und bitteschön einen Rüden, schwarz-weiß und keine Stehohren. Als Tierarzt lernt man natürlich viele Hunde kennen und auch die sagenumwobenen hyperaktiven Modelle dieser Rasse. Deshalb suchte ich bewusst einen Züchter, der familienverträgliche Hunde mit Liebe und Verstand züchtet, für die man keine Schafe anschaffen muss und die einen die eigene Wohnung am Ende des Tages noch als solche erkennen lassen. Und ich wollte gern einen Züchter finden, bei dem ich die Elterntiere kennenlernen und auch die Aufzucht des Welpen begleiten kann. So besuchte ich mehrere Züchter, aber das Richtige war nicht dabei. Doch es gab da diese Homepage...und dieses kleine, 10 Wochen alte Knopfauge...Kurzerhand rief ich bei Frau Stein an und fragte nach einem Besichtigungstermin. "Haben Sie denn Zeit?" Ich verstand die Frage nicht. Normalerweise dauert Welpen anschauen doch nur 15 Minuten. "Aber Sie wollen doch bestimmt die Mutter kennenlernen und vielleicht noch eine Runde spazieren gehen mit allen Hunden?" Oh ja, genau das will ich! Wieder beruhigen und erst einmal vorsichtig anfragen, ob Nr. 5 schon verkauft ist. "Also es waren gerade Leute da, die Nr. 5 haben wollten. " Oh nein!!! "Aber die haben sich für Nr. 3 entschieden. Das ist nämlich ein Schleimer: der kommt zu einem, lässt sich streicheln und weicht nicht mehr von der Seite. Aber der macht den ganzen Tag nix anderes." Also schnell mal nachgefragt, was denn Nr. 5 so auszeichnet: "Nr. 5 ist ein sehr selbstbewusster, dominanter, kleiner Rüde. Und mein Schatten!" Haben will!!! Sofort!!!
Gesagt, getan, nach Leipa gefahren. Auf dem Hof 11 Border Collies. (Wer das alles war, weiß ich heute noch.) Ich hocke mich hin, die ganze Meute rennt auf mich zu, doch nur ein kleiner Mann kommt zu mir, legt mir seine Pfötchen über den Schoß und schleckt mein Gesicht ab. "Das ist Nr. 5!"
Die nächsten 2 Wochen haben wir unser Haus "welpenfest" gemacht und unseren Kleinen mehrmals besucht. Ein Name war schnell gefunden, denn "Nr. 5" hatte mich verzaubert: Merlin, der Zauberer! Und am 29.07.2011 war es dann endlich soweit - das Monster zog bei uns ein! Nein, im Ernst: für alle Beteiligten war es eine riesige Umstellung. Für uns, einen Welpen zu haben, der sich im Temperament deutlich von einem alten Hund unterscheidet. Und für Merlin selbst auch, hatte er doch die wichtige Prägephase komplett bei der Züchterin gelebt. So telefonierte ich jeden Tag mehrfach und stundenlang mit Mandy. Sie half uns und stand uns mit Rat und Tat zur Seite.
Merlin war ein ganz tolles Baby: er konnte bei der Abholung bereits seinen Rufnamen, Sitz, Platz, Pfötchen geben und sich auf Kommando im Kreis drehen. Natürlich kannte er Autofahren, Halsband und Leine und war selbstverständlich stubenrein. Doch auch so ein Baby stellt irgendwann Fragen und da ich meinen neuen Hund nun tatsächlich erziehen wollte, musste ein Hundetrainer her. Grundvoraussetzung: ein Beißarm gehört NICHT zur Standardausrüstung der Hundeschule, die ich besuchen werde. Was liegt da näher, als vorsichtig bei Mandy anzufragen, ob sie auch einen ihrer Schützlinge ins Training nehmen würde?
Der Grundgehorsam war sehr schnell beigebracht. Für alles andere gilt: Alles kann, Nichts muss. Mit Lumpi habe ich keinen Hundesport betrieben und auch keinen Hund explizit dafür gesucht. Aber ich probiere gerne alles aus und was dem Hund und mir gefällt, wird gemacht. So einfach. Und es war schnell klar, dass die Vorlieben bei uns beiden im TrickDog-Bereich liegen und Merlin unglaublich gerne mit der Nase arbeitet. Und das soll er auch. Wir haben mittlerweile einen Basiskurs "Fährten" absolviert, mit Dummy- und Sucharbeit begonnen.
Schon beim ersten Treffen fragte mich Mandy, ob ich mir vorstellen könnte, Merlin mal auf der einen oder anderen Ausstellung zu präsentieren. So besuchten wir im August 2011 die CAC Berlin und die CACIB Leipzig, um einmal Ausstellungsluft zu schnuppern und zu testen, wie Merlin mit dem nicht geringen Stress umgeht. Nun ja, wer ihn kennt, weiß, dass er mit nichts und niemandem ein Problem und Freude an allem hat. Mehr zu unserer Ausstellungskarriere unter "Shows".
Mit unserem kleinen Clown haben wir jeden Tag Freude, er bringt uns täglich zum Lachen und unsere Herzen zum Schmelzen.